Warum KEIN Licht auch ein Statement ist – Interview mit einem Unternehmer

Indem wir uns gegen ein knalliges Firmenlogo entschieden haben, bringen wir zum Ausdruck, dass wir wahrgenommen werden, uns als Teil der Gemeinschaft aber nicht ungebührlich in den Vordergrund drängen wollen.

Daniel Kästli, Verwaltungsratspräsident Kästli Bau AG

Licht in der Dunkelheit weckt unweigerlich Aufmerksamkeit und hilft mit, ein Image beim Kunden zu erzeugen. Aber was sagt es aus, wenn eine Firmen-Einfahrt, ein Schaufenster oder eine Gastterrasse die ganze Nacht beleuchtet ist? Was lösen grelle Leuchtreklamen aus? Nimmt eine Firma Rücksicht auf ihre Nachbarn, Verkehrsteilnehmer oder auf die natürlichen Lebensräume? – Licht ist ein Statement, der Verzicht auf Licht ebenfalls. Lesen Sie dazu das Interview mit Daniel Kästli, Verwaltungsratspräsident der Kästli AG.

Die in der Baubranche tätige Kästli Bau AG hatte bei ihrem Bau ihres neuen Dienstleistungszentrums in Rubigen schon in der Planungsphase einen Beleuchtungsplaner beigezogen – und erntete viel Lob für die sanfte Beleuchtung des Firmen-Logos. Daniel Kästli, Verwaltungsratspräsident der Kästli Bau AG, erläuterte die Hintergründe dazu in einem Interview*.


Bild: Das Logo der Firma leuchtet bis 22 Uhr, die Bäume werden heute nicht mehr beleuchtet.

Daniel Kästli, warum haben Sie einen Beleuchtungsplaner zu Rate gezogen? Hatte ihre Firma Auflagen von Bund, Kanton oder Gemeinde bezüglich Beleuchtung des neuen Dienstleistungszentrums?
Die Beleuchtung war in den Auflagen zwar kein direktes Thema, aber in Bezug auf die Gebäudeanordnung und die Fassadengestaltung, wozu auch die Beschriftung gehört, gab es eine Kommission der Gemeinde, die unser Projekt eng begleitet hat. Es war uns von Beginn an wichtig, dass wir zwar ein funktionales, aber auch ein in die Umgebung eingepasstes und ästhetisches Projekt realisieren wollten. Deshalb haben wir uns zu verschiedensten Aspekten von Fachleuten beraten lassen – so auch von Beleuchtungsplanern. Wir wollen als Firma präsent sein, dies aber nicht aufdringlich, sondern im Sinne unserer Leitwerte «ganzheitlich, kundenorientiert und fair».

Was war der grundsätzliche Rat des Beleuchtungsplaners und entsprach dies Ihren Vorstellungen?

Der Hauptfokus des Beleuchtungsplaners war die optimale Beleuchtung der Arbeitsplätze. Aber auch der Aussenbereich gehörte dazu, sei es die vorgeschriebene Beleuchtung der Parkfelder oder die Aussenbeleuchtung. Wie alle übrigen Arbeiten wurde auch die Beleuchtungsplanung mit unserem internen Projektteam abgesprochen, so dass unsere eigenen Anforderungen und Vorstellungen stets mit in die Planung einflossen. Die Idee der indirekten Beleuchtung unseres Firmenlogos stammt übrigens nicht aus der Feder des Planers, sondern war unser eigener Vorschlag.

Ich erinnere mich an die von unten beleuchteten Bäume im Aussenbereich Nähe Kreisel – wie sind diese zustande gekommen und weshalb leuchten sie heute nicht mehr?

Licht wird oft als Gestaltungs- und Stimmungselement eingesetzt. In diesem Sinne wurde auch die Beleuchtung der Bäume im Aussenbereich realisiert. Nachdem Sie, Frau Dahinden, uns auf die negativen Auswirkungen der Lichtverschmutzung aufmerksam gemacht haben, haben wir uns entschieden, auf diese zwar schönen, aber nicht unbedingt notwendigen Lichtelemente zu verzichten.

Gab es Reklamationen und wie sind Sie mit diesen umgegangen?
Wie bei der vorigen Frage bereits erwähnt, gab es Reaktionen u.a. auch aus der Rubiger Bevölkerung. Wir fühlen uns als Teil von Rubigen und so ist es für uns selbstverständlich, Rückmeldungen ernst zu nehmen und Rücksicht auf unsere Mitwelt zu nehmen. Wir sind für Anregungen von aussen dankbar, denn oft stellt sich eine gewisse Betriebsblindheit ein.

Gab es Lob für die Beleuchtung?
Ja, dies durften wir auch schon entgegennehmen – und überhaupt wir fühlen uns an unserem neuen Firmenhauptsitz sehr wohl.

Welchen Nutzen hat die abendliche Beleuchtung eines Logos für die Firma?

Unsere Branche ist einem grossen Wettbewerb ausgesetzt  und so ist es wichtig, als Unternehmen wahrgenommen zu werden. Auch möchten wir zeigen, wo wir zu Hause sind. Um aber auf das Anliegen der Lichtverschmutzung Rücksicht zu nehmen, wird die Beleuchtung des Logos um 22 Uhr abgestellt.

Kann man mit der Art der Beleuchtung eine Botschaft aussenden?
Ich denke ja. Indem wir uns gegen ein knalliges Firmenlogo entschieden haben, bringen wir zum Ausdruck, dass wir wahrgenommen werden, uns als Teil der Gemeinschaft aber nicht ungebührlich in den Vordergrund drängen wollen.

Gibt es weitere Erfahrungen, die Sie betreffend Beleuchtung weitergeben möchten?
Es lohnt sich, die Beleuchtung frühzeitig in eine Planung miteinzubeziehen. Indem nicht nur die eigenen Bedürfnisse, sondern auch externe Anforderungen wie z.B. die Lichtverschmutzung mitberücksichtigt werden, entstehen Lösungen, die verträglich und gleichzeitig schön sind.

Lieber Herr Kästli, vielen Dank für Ihre Auskünfte.


In nur 3 Schritten zu einer umweltverträglichen und nachhaltigen Beleuchtung

1. Bewusstes Hinschauen in der Nacht: welche Beleuchtungen gibt es bereits und wo liegen sensible Dunkelzonen (z.B. Wald, Gewässer, Felder, Wohngebäude)?

Beleuchtungen sind hier anzutreffen:

• Helle Innen- und Aussenbereiche, wo sicheres Arbeiten gewährleistet werden muss,
• Grosse Fenster, die tagsüber viel Tageslicht hereinlassen, aber nachts auch die Umgebung erhellen,
• Ein- und Ausgänge,
• Fusswege und eigene Fussgängerstreifen,
• Zufahrtswege,
• Parkplätze,
• Schaufenster,
• beleuchtete Fassaden,
• beleuchtete Objekte wie Bäume, Steine etc.,
• Reklamebeleuchtung: Mit Flutern angestrahlte Schilder und von innen leuchtende Schilder und Schriftzüge.

2. Bewusste Planung oder Umrüstung: zu welchen Zeiten, in welchem Ausmass und für welche Funktionen brauchen wir Licht? Wer ist das Zielpublikum unserer Leuchtreklamen und wann wird es vor Ort sein?

Oftmals kommt die Beleuchtungsplanung erst am Schluss und muss in einem Baugesuch nicht verbindlich angegeben werden. Auch Reklamebeleuchtung unterliegt meist keinen Bestimmungen betreffend Lichtverschmutzung. Daher macht es Sinn, die Beleuchtung trotzdem schon von Anfang zu bedenken und von einem Planungsbüro auch einzufordern. Bereits bestehende Beleuchtung soll mit eingeplant werden.

3. Kontrollieren und kommunizieren!

Was geplant und installiert wurde, entspricht nicht immer dem, was versprochen wurde. Daher ist eine Augenschein im Dunkeln zwingend erforderlich. Möchten Sie auf einfache Weise nachmessen, kann ein Luxmeter beim Naturpark ausgeliehen werden. Vergleichen Sie ihre Werte mit den Normen, z.B.: ein nachbarliches Schlafzimmerfenster darf von aussen mit nicht mehr als 1 Lux erhellt werden und Quartier-Strassenlampen entsprechen bereits mit 5-7 Lux auf Bodenebene der Norm. Sehen Sie sich Ihre Beleuchtungen aus allen Perspektiven an: aus der Nachbarschaft, als Fussgänger, als Velo- und als Autofahrer. Bei Blendungen ist rasches Handeln angesagt, da Reklamationen vielleicht bald folgen könnten. Generell sollte auf Reklamationen rasch und gut reagiert werden, denn gemäss Umweltschutzgesetz müssen übermässige Lichtemissionen an der Quelle vermindert werden – der Verursacher muss also handeln.

Sind Sie stolz, dass Sie nun möglichst wenig Licht verwenden und niemand sieht es? Kommunizieren Sie es und machen Sie es Teil Ihres Nachhaltigkeitskonzepts, informieren Sie im Newsletter oder im Blog, teilen Sie es der Gemeinde, Ihren Geschäftspartner*innen und dem lokalen Naturschutzverein mit – und als Unternehmer*in in einer Naturpark-Gemeinde dem Naturpark!

 

Möchten Sie Ihre Beleuchtung verbessern oder abschalten? Oder wohnen Sie im Naturpark und kennen sich aus mit umweltbewusster Beleuchtung? Sind Sie ein/e Praktiker/in und möchten mehr erfahren? Unser Ziel ist es, gute Beispiele zu begleiten und bekannt zu machen sowie kompetente Fachleute aus dem Park für die Planung zu vermitteln oder mit mehr Wissen auszustatten. Melden Sie sich jetzt bei uns.

 

*Das Interview wurde von N. Dahinden für den “Rubiger Kurier” geführt und dort 2021 als Teil einer 4-teiligen Serie zum Thema Lichtverschmutzung und unter www.rubigen.ch/licht publiziert.